Kunsthistorisch und sozialgeschichtlich herausragender Fund

Im Rahmen der geplanten Sanierung der St.-Johannes-Kirche in Kücknitz waren bei der Vorbesichtigung an der Decke und den Tragebalken der Empore Malereien aus der Bauzeit ent­deckt worden, die nun in filigraner Feinarbeit wieder freigelegt werden. Es handelt sich um Ranken­malereien in Ockertönen und schwarzer Farbe, die einst freihand auf das rötlich-braun lasierte Holz aufgetragen wurden.

Das denkmalgeschützte Backsteingebäude wurde von dem Architekten Carl Mühlenpfordt entworfen und 1910 eingeweiht. Es ist nicht auszuschließen, dass die Entwürfe für die Ornamente von der Ehefrau des Architekten, der Lübecker Malerin Anna Dräger-Mühlenpfordt, stammen. Im Rahmen von Umgestaltungen in den 1950er und 1970er Jahren waren die ursprünglichen Malereien mit zwei Farbschichten übermalt worden.

Von der Abteilung Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck wurde die Entdeckung der Malereien als „spektakulärer Fund“ sowie als „kunsthistorisch und sozialgeschichtlich heraus­ragendes Phänomen“ bezeichnet, das auf einen direkten Zusammenhang mit der Reformarchitektur deute, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte. Daher sprach die Denkmal­behörde den dringenden Appell aus, die ursprüngliche Farbgestaltung des Kircheninnenraums wieder­herzustellen.

Die verantwortliche Restauratorin Maire Müller-Andrae vom Lübecker Restaurierungs­unter­nehmens Butt hat nach umfassender Bestands­aufnahme verschiedene chemische und mechanische Ver­fahren vorgestellt, um die ursprüngliche Farbgebung freizulegen. Dazu muss sie mitunter zum Skalpell greifen, um die hartnäckigen Farbschichten zu entfernen.

Um den Innenraum der Kirche in altem neuen Farbglanz erstrahlen zu lassen, stellt die Gemeinnützige Sparkassenstiftung zusätzlich zu den 25.000 Euro für die Sanierung des Kirchengebäudes weitere 25.000 Euro für die Restaurierung der Malereien zur Verfügung.