Die Bibliothek der Hansestadt Lübeck ist eine moderne und zugleich eine der traditionsreichsten Stadtbibliotheken Deutschlands. Untergebracht in einem einzigartigen Ensemble, das Gebäudeteile aus sieben Jahrhunderten vereint, umfasst ihr Gesamtmedienbestand knapp eine Million Titel. Die zwei wohl größten Raritäten verstecken sich allerdings im Scharbausaal: ein Erd- und ein Himmelsglobus aus dem frühen 17. Jahrhundert.
Seit Jahrhunderten machen sich wissbegierige Menschen mit Globen ein Bild von der Erde und den Sternen. Die kugelförmigen Modelle, ob als Zierstück, Lehrstück oder Kuriosum, spiegeln die Welt zu einer bestimmten Zeit. Besonders interessant war hierbei die Epoche der Entdeckungen vom 15. bis 18. Jahrhundert, als bislang unbekannte Inseln und neue Kontinente die noch weißen Flecken verdrängten. Der früheste erhaltene Erdglobus, der „Behaimsche Erdapfel“, verwahrt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, stammt aus dem Jahr 1492 – als Kolumbus zu seiner ersten Reise nach Amerika aufbrach. Einen Globus zu besitzen zeugte von Wohlstand, verbunden mit dem Wissensdrang, über die eigene Heimat hinauszuschauen.
Begehrter Willem Blaeu
Das Repertoire der teuren Sammlerstücke beginnt mit den Globen von Willem Janszoon Blaeu, der 1602 in Amsterdam eines der erfolgreichsten Familienunternehmen für Karten sowie Erd- und Himmelsgloben gründete. Blaeus Globen gab es in Größen von zehn bis 68 Zentimeter Durchmesser. In der mittleren Größe kostete damals ein Erdglobus sechzehn, ein Himmelsglobus neun Gulden, und für ein Paar der größten Ausführung zahlte der Bischof von Winchester fünfzig Pfund. Heutzutage sind die Globen bei Sammlern heiß begehrt und erzielen bei Auktionen astronomische Summen: Eines der bisher teuersten Paare wurde 2008 bei Christie’s in Amsterdam für 794.000 Euro verkauft. Umso sensationeller ist es, dass auch die Stadtbibliothek Lübeck über ein Globenpaar von Willem Bleau verfügt. Die beiden Lübecker Ratsherren Pavels und Köhler schenkten es der Stadtbibliothek im Jahr 1624. Es handelt sich hierbei um einen Himmelsglobus von 1616 und einen Erdglobus von 1622 (Foto) mit dem größtmöglichen Durchmesser von 68 Zentimetern. Hochspezialisierte und somit teure Kupferstecher benötigten rund zweieinhalb Jahre für die Erstellung der Kartenbilder. Für den Erdglobus alleine waren 15 Druckplatten notwendig.
Italien, Polen, Norddeutschland
Will man heute einen der noch fünf existierenden Erdgloben von 1622 bestaunen, kann man das entweder in den Vatikanischen Museen, im Museum Palazzo Spada Rom, im Correr-Museum Venedig, in der Kopernikus-Bibliothek Torun – oder eben in der Stadtbibliothek Lübeck. Der historische Scharbausaal (Foto), benannt nach dem Lübecker Theologen und Büchersammler Hinrich Scharbau, bietet hier die passende Kulisse und zieht die Besucher:innen regelmäßig in seinen Bann. Standen die beiden wertvollen Globen bislang lediglich auf einem Holzgestell, sind sie nun durch sichere Klimavitrinen geschützt. Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung hat diese Spezialanfertigungen mit rund 20.700 Euro gefördert.
Wir freuen uns, zum Erhalt des kulturellen Erbes beizutragen!
(Quellen: www.luebeck.de/stadtbibliothek; www.weltkunst.de)