Der Geschichtserlebnisraum Roter Hahn steht für eine nachhaltige Kultur-, Sozial- und Bildungsarbeit in Lübeck. Die neue Klosteranlage vereint Handwerk und Historie – und wird nicht etwa von Bauprofis, sondern engagierten Lübeckern und Wandergesellen erschaffen.
Seit über 20 Jahren bietet der Geschichtserlebnisraum Roter Hahn im Stadtteil Kücknitz Geschichte zum Anfassen. Hier hat sich aus einem Bauspielplatz heraus über die offene Kinder- und Jugendarbeit eine stadtteilübergreifende kulturelle und soziale Bildungseinrichtung und gleichzeitig ein beliebtes Naherholungsgebiet entwickelt. Bemerkenswert ist die historische Architektur: Neben einem wikingerzeitlichen Grubenhaus säumen weitere frühmittelalterliche Bauten das Gelände, darunter ein Langhaus, ein slawisches Blockhaus, ein Kaufmannshaus und eine Kirche – alles aus Holz. Das Projekt „Kloster 2026“, das von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zu Lübeck bereits im Jahr 2018 gefördert wurde, führt einen Schritt weiter. Zum ersten Mal wird mit Stein gebaut und es entsteht ein zusammenhängender Gebäudekomplex. Nach drei Jahren Bauzeit wurden Ende 2021 weite Teile des Haupthauses fertiggestellt. Refektorium (Speisesaal) und Dormitorium (Schlafsaal) erstrahlen nun erstmals in ihrer einzigartigen Pracht.
An dem neuen Kloster arbeiten hauptsächlich junge Leute aus der Region und Wandergesellen: Berufsschüler aus Travemünde stellten die mittelalterlichen Bleiglasfenster her, Zimmerlehrlinge aus Mölln bauten die Treppe aus Eichenholz, ein Wandergeselle aus Baden-Württemberg fertigte die rundbogige, zweiflügelige Eingangstür. Sie alle wollen den Geschichtserlebnisraum unterstützen und leisten oftmals viel mehr, als abgesprochen wurde. Die Möglichkeit, historische Handwerkstechniken anwenden zu können, wird als spannende Herausforderung gesehen. Die Beteiligung so vieler Menschen, unter ihnen Auszubildende, Berufsschullehrer, Ehrenamtliche, festangestellte Mitarbeiter und auch Künstler, ist etwas Einzigartiges und besitzt eine Strahlkraft weit über Lübecks Stadtgrenzen hinaus. Gemeinsam wurde hier ein Platz geschaffen, der Kinder und Jugendliche, Interessierte und Naturfreunde gleichermaßen anspricht. Die Bedeutsamkeit des Klosterprojekts spiegelt sich auch im Interesse aus dem Ausland wider: Das dänische Freilichtmuseum Middelaldercentret Nyköbing hat den Geschichtserlebnisraum Roter Hahn für ein internationales Austauschprogramm ausgewählt. Bei so viel positiver Resonanz ist es fast schon folgerichtig, dass das Bauvorhaben „Klosteranlage“ ausgeweitet wird: Aktuell steht in Kücknitz die Errichtung des Ostflügels an. Dieser soll Werkstätten und weitere Übernachtungsmöglichkeiten beinhalten. Die Gemeinnützige Sparkassenstiftung unterstützt den 2. Bauabschnitt mit 50.000 Euro.